Advent und Weihnachten – Zeit der Erwartung und der Freude
Der Dezember wird geprägt durch die Advents- und Weihnachtszeit.
Mit dem Advent beginnt eine Zeit der Erwartung, Hoffnung und Besinnung.
Gott lädt uns ein, still zu werden und unser Herz für sein Kommen zu öffnen.
In der Krippe von Bethlehem zeigt er uns seine Nähe und Liebe – unscheinbar, aber tief.
Wenn wir in diesen Wochen Kerzen anzünden und das Licht weitergeben, erinnern wir uns: Gott kommt auch in der heutigen Zeit zu uns – in unseren Alltag, in unsere Freude und unsere Sorgen.
In diesen Kontext stellt sich das Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“ GL 220.
Es beleuchtet die Aspekte der Sorgen, der Hoffnung und die Erwartung des kommenden Lichts.
GL 220 Die Nacht ist vorgedrungen
Text: Jochen Klepper 1938, Melodie: Johannes Petzold 1939
Für die Entstehung dieses etwas „düsteren“ Textes ist es wichtig die Lebensumstände von Jochen Klepper einmal zu betrachten. Klepper war als Schriftsteller gefragt und hatte mit dem Roman „Der Vater“ über Friedrich Wilhelm I. auch einen kommerziellen Erfolg erzielt. Er wurde wegen seiner jüdischen Familie von den Nationalsozialisten verfolgt, alle Fluchtversuche sind gescheitert und er starb 1942 in Auschwitz im Alter von 39 Jahren.
Das Lied verfasste Jochen Klepper am 18.12.1937, und es erschien als Weihnachtslied im Jahr 1938 in einem Gedichtband. Es charakterisiert seine Zeit als eine in nächtlichem Dunkel befindliche, der wohl der anbrechende Tag folgt, welcher auch durch den dreifach erwähnten Morgenstern gekennzeichnet wird und zu dessen Lobgesang Strophe 1 aufruft. Gleichwohl bleibt der Ton düster, „Angst und Pein“ werden „beschienen“, nicht beseitigt, und von einer Sonne oder gar Erlösung ist nicht die Rede. Hier scheint Klepper eine Vorahnung über die schlimme Zeit, welche Deutschland und ihm ganz persönlich bevorstand, verarbeitet zu haben. Trotz aller düsteren Vorahnungen beschreibt er aber, tief in seinem Glauben an Gott verwurzelt, die Hoffnung auf die „Erlösung“.
Der Text verarbeitet diverse Bibelzitate, sowohl aus dem alten wie auch aus dem neuen Testament. Hervorzuheben sind die Zitate aus Römer 13,12 in der ersten Strophe und 1.Kön 8,12 in der fünften Strophe.
Melodie
Die ernste Melodie wurde von Johannes Petzold, einem Kirchenmusiker, Lehrer und Komponist, 1939 komponiert. Ursprünglich in c-Moll mit phrygischen Wendungen komponiert, steht das Lied im Gotteslob heute einen halben Ton tiefer. Der ernste Gestus der Melodie entspricht dem Text. Ein Aufleuchten bis zur Dezime an der Textstelle „der stimme froh mit ein“ (1.Str.) unterbricht den schwebenden, gedämpften und ruhigen Charakter. Der zwischen zwei Halben und drei Halben wechselnde Rhythmus unterstreicht den ruhigen und schwebenden Charakter.
Liturgisch eignet sich das Lied besonders für die Adventssonntage, hier insbesondere für den Sonntag zum ersten Advent auf Grund der dem Text zu Grunde liegenden Sonntagsepistel aus dem Römerbrief Röm 13,11-14.
Da in dem Lied die Erwartung des kommenden Lichts zum Ausdruck gebracht wird,
kann es aber auch gut an den anderen Adventssonntagen eingesetzt werden.
Ich wünsche allen einen guten Einstieg in die Adventszeit.
Ihre Kantorin
Stefanie Hoffacker
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