Rastplatz (Martin Manigatterer, pfarrbriefservice.de) (c) M. Manigatterer in: Pfarrbriefservice.de

Impuls zum Sonntag

Rastplatz (Martin Manigatterer, pfarrbriefservice.de)
Datum:
Sa. 18. Okt. 2025
Von:
Harald Brouwers, Pastoralreferent

"Zum Sonntag" stellt das aktuelle Tagesevangelium mit einem zum Nachdenken anregenden Text vor. 

Sonntag, 19.10.2025 - 29. Sonntag im Jahreskreis - C

 

Evangelium Lk 18, 1-8

In jener Zeit
1sagte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis,
dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:
2In einer Stadt lebte ein Richter,
der Gott nicht fürchtete
und auf keinen Menschen Rücksicht nahm.
3In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe,
die immer wieder zu ihm kam
und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher!
4Und er wollte lange Zeit nicht.
Dann aber sagte er sich:
Ich fürchte zwar Gott nicht
und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht;
5weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt,
will ich ihr Recht verschaffen.
Sonst kommt sie am Ende noch
und schlägt mich ins Gesicht.
6Der Herr aber sprach:
Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7Sollte Gott seinen Auserwählten,
die Tag und Nacht zu ihm schreien,
nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?
8Ich sage euch:
Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen.
Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt,
den Glauben auf der Erde finden?

(aus: https://www.erzabtei-beuron.de/schott

 

Gottverlassen

Wenn am Ende des Gleichnisses bei Lukas gefragt wird, ob noch Gottvertrauen zu fin-den sein wird auf Erden, wenn denn der Auferstandene wiederkehrt, dann ist diese Fra-ge für uns in Westeuropa hochaktuell. In keinem Bereich der Erde ist der Glaube so re-duziert wie bei uns. Ja, eine Studie der Universität Chicago zeigte im vergangenen Jahr auf, dass nirgends so wenige Menschen an einen Gott glauben wie in Ostdeutschland, dem Kernland der Reformation. Die Frage am Ende des Gleichnisses ist also aktuell: „Wird der Mensch, der gekommen ist, Gottvertrauen auf der Erde finden?“
Vielleicht ist gerade dies auch ein Schrei der Gottverlassenheit, der zu hören ist, der genau das Gottvertrauen zum Ausdruck bringt, das er verneint. Solange wir zu Gott schreien, ist der Glaube an Gott ja nicht verloren. Beten und Leben gehören zusammen. Wer zu Gott betet, verantwortet das eigene Leben vor Gott. Darin drückt sich für mich Glaube aus. Jener Richter ist ja ungerecht und willkürlich, eben weil er Gott nicht fürch-tet. Hier besteht ganz offensichtlich ein kausaler Zusammenhang. Wer Gott fürchtet, wird so leben, den eigenen Beruf so ausüben, dass es vor Gott verantwortbar ist.

Margot Käßmann, aus der Bibelarbeit zu Lk 18,1-8 auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag, 2. Mai 2013. Der vollständi-ge Text ist dokumentiert auf der Seite: www.ekd.de/kultur/vortraege/20130502_kaessmann_dekt_bibelarbeit.html

(aus: Botschaft heute, Aachen 2013)