Die Bettrather Kirche ist eine der wenigen, in denen Glasmalereien des 19. Jahrhunderts erhalten sind. Die Glasmalerei ist wichtiger Bestandteil beim Kirchenbau, denn durch ihre materialbedingte, besondere Schönheit kommt sie - eingebunden in Architektur und Liturgie - dort voll zur Wirkung.
Anette Schütte schreibt über die Fenster in dieser Kirche:
Chor-, Chornischen- (Seitenchor) und Querschifffenster in Bettrath Herz Jesu leben von einer reichen Architektur aus Wimpergen und Fialen, in die Figurengruppen und szenische Darstellungen eingebettet sind. Die regelmäßigen Grisailleteppiche (28) im Langhaus werden durch Zufügung farbiger Fenster aufgelockert. In den Fenstern der Seitenschiffe wechseln sich zwei Grundmuster ab. Das Ornament in den sich gegenüberliegenden Fenstern der Chorseitenwände ist meist identisch und reicher als das im Langhaus.
Die drei großen, farbigen Fenster des Chorraumes schuf ab 1896 die Glasmalerfamilie Oidtmann aus Linnich. Das mittlere Fenster stellt die Kreuzigung Christi, das linke den Judaskuss und das rechte die Gefangennahme Christi dar. Die Fenster enthalten im unteren Teil Figuren und Szenen aus dem Alten Testament. Die Ornamentfenster in den Chorseitenwänden stiftete der Reiterverein St. Georg und die St. Matthias-Bruderschaft in den Jahren 1899 bzw. 1900.
aus: Neuwerker Heimatfreunde - Chronik der Pfarre Bettrath – Aus dem alten Neuwerk Bd. 3, 1. Auflage 1992, S. 48f.
Am 125. Weihetag der Kirche, erklärte Franz Josef Siegers, die Fenster zu Geburt, Kreuzweg und Auferstehung Jesu:
Die drei großen, farbigen Fenster des Chorraumes schuf ab 1896 die Glasmalerfirma Oidtmann aus Linnich. Die beiden Querschifffenster wurden in den Jahren 1903 bzw. 1904 geliefert.
Die meisten Glasmalereien entsprechen dem sogenannten Nazarener Stil.
Die Herz-Jesu-Kirche ist eine der wenigen, in denen Glasmalereien des 19. Jahrhunderts noch vorhanden sind.
Beginnen möchte ich mit dem Fenster, das die Geburt Jesu darstellt.
Im Lukasevangelium heißt es: Maria, die schwanger war und Josef zogen von Nazareth nach Bethlehem, um sich dort in Steuerlisten eintragen zu lassen. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft. Sie gebar einen Sohn, ihren erstgeborenen. Weil nirgendwo für sie Platz war, legten sie ihren Sohn, Jesus, in einem Stall in eine Krippe. Vielleicht würden wir heute sagen, sie kamen in einer Notunterkunft, in einem Übergangswohnheim oder in einer Flüchtlingsunterkunft unter. Plötzlich umstrahlte der Glanz des Herrn die Hirten, die auf dem Feld bei ihren Herden Nachtwache hielten. Ein Engel verkündete ihnen eine große Freude. Der Retter ist geboren, Christus der Herr. Maria und Josef nehmen das Kind an, auch unter schwierigsten Bedingungen und Umständen.
Ist das heute bei uns auch so? Hören wir nicht immer wieder von Straftaten gegen wehrlose Kinder, die zum Teil sogar bis zum Tod führen? Nehmen wir uns ein Beispiel an der Rolle von Maria und Josef und versuchen auch wir, in schwierigen Situationen gute Eltern zu sein.
Im linken Fenster sehen wir die Szene wo Jesus von Judas verraten wird. Im Abschiedsgebet des Herrn im Johannesevangelium erhebt Jesus seine Augen zum Himmel und betet: „Vater die Stunde ist da, verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche." Jesus ging dann mit seinen Jüngern hinaus in einen Garten, wo er oft mit ihnen zusammen gekommen war. Auch Judas seine Verräter, der ihn auslieferte kannte diesen Ort. Lohnt sich der Verrat?
Judas erhielt 30 Silberlinge, heute ein Betrag etwa zwischen fünf bis zehn Tausend Euro. Die 30 Silberlinge, die das Evangelium nennt, hören sich fast geringschätzig an, zu Recht bei einem verkauften Leben. Als Judas die 30 Silberlinge zurückgegeben hatte, kauften die Hohenpriester hiervon einen Töpferacker, eher wohl eine Tongrube. Gehen nicht auch wir manchmal oberflächlich und leichtfertig mit unseren Aussagen über andere um ?
Im rechten Fenster ist die Gefangennahme Jesu dargestellt. Als Judas, die Soldaten und die Gerichtsdiener der Hohenpriester und Pharisäer auch in den Garten gekommen waren fragte Jesus , der alles wusste was mit ihm geschehen sollte, sie wen sucht ihr. Auf ihre Antwort hin, Jesus von Nazareth, sagte er ihnen ich bin es. Da wichen sie zurück und fielen zu Boden. Jesus sagte zu ihnen, wenn ihr mich sucht, so lasst diese gehen. So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesagt hatte, ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast. Danach folgen die Verhöre bei Hannas, bei Pilatus und letztlich die Verurteilung. In diesem Verhör bei Pilatus antwortet Jesus auf die Frage, ob er ein König sei mit dem Satz: Ja, ich bin ein König. Dieser Satz erinnert an das Königtum Jesu.
Deshalb erweisen auch die Könige der Bruderschaften ihm, dem himmlischen König bei der Altarparade zur Frühkirmes die Ehre, indem sie vor ihm gemeinsam mit den Brudermeistern das Knie
beugen.
Das mittlere Fenster stellt uns die Kreuzigung und damit den Tod Jesu drastisch vor Augen. Das Bild lädt uns immer wieder ein, hinzusehen. Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten, baten die Juden Pilatus, man möge den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und die Leichen dann abnehmen. Nachdem die Soldaten den beiden Mitgekreuzigten die Beine zerschlagen hatten, kamen sie zu Jesus. Als sie sahen, dass er bereits tot war zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten öffnete mit einer Lanze seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Man sollte kein Bein an ihm zerbrechen.
Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit, beten wir in jeder Eucharistiefeier. Durch das Geschehen am Altar wird uns dies immer wieder vor Augen geführt.
Jeder Kirchbau ist nach Osten ausgerichtet. Durch die aufgehende Sonne, die durch das bunte Fenster scheint, werden wir immer wieder an das neue Leben erinnert. Mit jedem Abschied ist aber auch gleichzeitig die Hoffnung auf ein Wiedersehen verbunden.
Als letztes blicken wir auf das Bild, das die Himmelfahrt Jesu darstellt. Nach dem Wirken Jesu und 39 Tage nach Ostern wurde Jesus in den Himmel emporgehoben, wie die Apostelgeschichte schreibt: Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn den Blicken seiner Jünger. Während sie ihm unverwandt zum Himmel nachschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen, sie sagten: ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel eingehen sehen.
Das Chorseitenfenster an der Nordseite (Vermählung Mariens) stammt aus dem Jahr 1896. Die Kapellengemeinde hatte Rektor Löhrer einen ansehnlichen Geldbetrag bei seinem Abschied aus Bettrath geschenkt. Dieser stellte den Betrag für die Anschaffung des Fensters zur Verfügung.
Das südliche Chorseitenfenster - den Tod des Hl. Joseph darstellend - stiftete Frau Christine Krüers.
Die Jungfrauenkongregation schenkte das nördliche Querschifffenster (Geburt Christi).
Das Querschifffenster an der Südseite (Christi Himmelfahrt) stiftete Dr. med. Stadler aus Neuwerk. Beide Fenster wurden in den Jahren 1903/04 geliefert.
Die Glasmalereien in der Kirche entsprechen dem sog. Nazarener-Stil, ausgenommen die Fenster in der Theresien- und der Kriegerkapelle.
aus: Neuwerker Heimatfreunde - Chronik der Pfarre Bettrath – Aus dem alten Neuwerk Bd. 3, 1. Auflage 1992, S. 48f.