Die Kirche St. Pius X. Uedding

Kirche Uedding 01 (M. Lintener) (c) M. Lintener

Im Jahr 1958 konnte ein lang gehegter Wunsch der Katholiken im Ortsteil Uedding zu einem eigenen Kirchengebäude Erfüllung finden. Für die Planung beauftragt war der Architekt Alfons Leitl, der zu der Zeit sein Büro in Rheydt führte. Zahlreiche Kirchen, auch im näheren Bereich stammen aus seiner Feder, so zum Beispiel das hervorragende Gebäude von St. Mariä Himmelfahrt in Neuwerk. Auch wurde die durch den zweiten Weltkrieg stark zerstörte Kirche St. Marien in Rheydt wiederhergestellt und im Querhausbereich erheblich erweitert zu einem Zentralbereich, der schon damals die Ansprüche des später stattfindenden II. Vatikanischen Konzils vorwegnahm.

Kirche Uedding 14 (M. Lintener) (c) M. Lintener

Für die Kirche St. Pius X. wählte der Planer für die örtliche Situation einer ursprünglich vorhandenen dörflich-landwirtschaftlichen Prägung das Modell einer nahezu quadratischen Halle mit einem Fassungsvermögen von circa 250 Personen.

Kirche Uedding 11 (M. Lintener) (c) M. Lintener

Ein breit gezogenes Satteldach überdeckt den gesamten Komplex, an der Ostseite in zweigeschossiger Traufenhöhe, hier auch der Glockenturm mit dreistimmigem Geläut, in einem Teilbereich der Westseite ist die Sakristei angegliedert mit eingeschossiger Traufenhöhe.

Kirche Uedding 06 (M. Lintener) (c) M. Lintener

In drei Jochen, gegliedert durch wuchtige Stahlbetonrahmen, bildet der Raum ein geräumiges Mittelschiff mit zwei Bankblöcken, durch die ein breiter Mittelgang führt, während zwei Seitenschiffe jeweils weiteren Bankgruppen Platz geben.

Kirche Uedding 15 (M. Lintener) (c) M. Lintener

Ursprünglich befand sich der Altar nach Tridentinischem Vorbild an der Wand des Chorraums, darüber das große Kruzifix mit dem Schmerzensmann in einer kleinen Konche an der Südseite. In den 1980er Jahren erfolgte unter Pfarrer Duin, fachlich federführend durch den Architekten Reiner Schmidt, eine Umgestaltung des Kirchenraumes nach dem II. Vatikanum. Das mehrstufige Suppedaneum wurde um eine Stufe verringert, in seiner Fläche vergrößert und der Altar zum Kirchenschiff hin versetzt. Das Kreuz erhielt seine Aufhängung in dem Altar vorgelagerten Stahlbetonrahmen – Triumpfbogen -. Ein neuer Ambo wurde geschaffen. Die Bänke im Mittelschiff wurden in flachem Winkel angeordnet, um die Andeutung eines Zueinander der Gläubigen zu erlangen.

Inventar

Beachtenswert ist das Inventar der Kirche: an Ost- und Westseite insgesamt vier traufenhohe Fenster, sowie ein Rundbogenfenster im Bereich der Empore, in künstlerischer Bleiverglasung. Altar und Taufstein in Granit. Vorgenannte Elemente wurden gestaltet von Alfons Leitl.

Der international berühmte Künstler Professor Heinz Mack konnte für die Gestaltung der Tabernakelstele gewonnen werden. Er schuf einen zwei Meter hohen Block aus Granit mit anspruchsvoller Oberflächengestaltung und einer Abschlusstür für das Tabernakel in golden glänzender Bronce, den Engel der Verkündigung darstellend. Erwähnenswert die große Statue des Namenspatrons, von einem unbekannten Künstler gestaltet, sowie eine Mosaikdarstellung der Immerwährenden Hilfe.

Erwähnenswert der Einsatz ehrenamtlicher Helfer und der vorbildlichen Küsterin, die seit Bestehen der Kirche stets um den Erhalt der baulichen Substanz bemüht waren.

Reiner Schmidt

Aus der Chronik der Pfarre St. Pius X. in Uedding, 1958-2008

Geplant wurde die Ueddinger Kirche durch den Rheydter Architekten Alfons Leitl.

Damals lags sie fast auf freiem Feld mit wenigen niedrigen Häusern in der Nachbarschaft. Leitl passte sie wie eine Dorfkirche der flachen Landschaft an. Der Saalbau auf quadratischem Grundriss mit seinen Sichtmauerwerkswänden und den Stahlbetonrahmenbindern hat im Altarbereich eine kleine konische Apsis, in welcher der Altar platziert war. An der Westseite ist die Sakristei und an der Ostseite der Turm errichtet.

Mit 250 Sitz- und 300 Stehplätzen war sie für die aufstrebende Gemeinde von angemessener Größe. Altar und Taufstein wurden nach Leitls Plänen aus Granit gefertigt.

Im Oktober 1982 feierte die Gemeinde das 25jährige Bestehen der Kirche. Erstmals bei diesem Anlass wurde über einen neuen Tabernakel diskutiert. Der alte erschien vielen wie ein Provisorium. Pfarrer Duin sprach den international bekannten Bildhauer Professor Heinz Mack, der unweit der Kirche auf dem denkmalgeschützten Huppertz-Hof wohnt, auf eine neue Tabernakelstele an. Der Künstler fand, dass er auch eine Verpflichtung gegenüber der Gemeinde hat, in der er wohnt. Er wählte einen fast mannshohen besonders harten Granitblock aus Sardinien aus, den er schliff und polierte. In das obere Drittel arbeitete Mack den eigentlichen Tabernakel-Raum für Monstranz und Hostienschale aus und versah ihn mit einer golden glänzenden Türplatte, die aus Bronze handgearbeitet ist. Sie zeigt, nicht zu figürlich, aber auch nicht zu abstrakt, den Engel des Herrn - Verkündung, Mahnung und Verheißung zugleich.