"Zum Sonntag" stellt das aktuelle Tagesevangelium mit einem zum Nachdenken anregenden Text vor.
Sonntag, 10.8.2025 - 19. Sonntag im Jahreskreis - C
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
32Fürchte dich nicht, du kleine Herde!
Denn euer Vater hat beschlossen,
euch das Reich zu geben.
33Verkauft euren Besitz
und gebt Almosen!
Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden!
Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt,
im Himmel, wo kein Dieb ihn findet
und keine Motte ihn frisst!
34Denn wo euer Schatz ist,
da ist auch euer Herz.
35Eure Hüften sollen gegürtet sein
und eure Lampen brennen!
36Seid wie Menschen,
die auf ihren Herrn warten,
der von einer Hochzeit zurückkehrt,
damit sie ihm sogleich öffnen,
wenn er kommt und anklopft!
37Selig die Knechte,
die der Herr wach findet, wenn er kommt!
Amen, ich sage euch:
Er wird sich gürten,
sie am Tisch Platz nehmen lassen
und sie der Reihe nach bedienen.
38Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache
und findet sie wach – selig sind sie.
39Bedenkt:
Wenn der Herr des Hauses wüsste,
in welcher Stunde der Dieb kommt,
so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht.
40Haltet auch ihr euch bereit!
Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde,
in der ihr es nicht erwartet.
41Da sagte Petrus:
Herr, sagst du dieses Gleichnis nur zu uns
oder auch zu allen?
42Der Herr antwortete:
Wer ist denn der treue und kluge Verwalter,
den der Herr über sein Gesinde einsetzen wird,
damit er ihnen zur rechten Zeit die Tagesration gibt?
43Selig der Knecht,
den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
44Wahrhaftig, ich sage euch:
Er wird ihn über sein ganzes Vermögen einsetzen.
45Wenn aber der Knecht in seinem Herzen sagt:
Mein Herr verspätet sich zu kommen!
und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen,
auch zu essen und zu trinken und sich zu berauschen,
46dann wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen,
an dem er es nicht erwartet,
und zu einer Stunde, die er nicht kennt;
und der Herr wird ihn in Stücke hauen
und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.
47Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt,
sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt,
der wird viele Schläge bekommen.
48Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen,
etwas tut, was Schläge verdient,
der wird wenig Schläge bekommen.
Wem viel gegeben wurde,
von dem wird viel zurückgefordert werden,
und wem man viel anvertraut hat,
von dem wird man umso mehr verlangen.
(aus: https://www.erzabtei-beuron.de/schott
„Haben als hätte man nicht …“ Diesen Rat zum Thema Besitz gibt uns der Apostel Paulus. Mehr als ein frommer Wunsch, sondern lebenspraktischer Ratschlag. Wir kennen das Phänomen: Sobald man etwas Wertvolles besitzt, kommt mit dem Besitz die Angst, dies wieder zu verlieren, gestohlen zu bekommen. Manch einer traut sich nicht mehr wegzufahren, weil dann die Wohnung unbewacht ist; ist gezwungen, wo er auch ist, die Börsenkurse zu studieren, selbst am Strand, um nicht durch Kursbewegungen sein Vermögen zu verlieren. Geld, wenn es ausgegeben wird, kann Gutes tun, einem selbst oder anderen – gehortet macht es unfrei, fesselt, schließt ein. Denn – und so heißt es ja auch im Evangelium: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz“. – „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott“, sagte Martin Luther. Eine Aufforderung, ernsthaft zu prüfen: Sind Geld und Besitz Mittel zum Zweck, meinetwegen sogar als Lebensmittel zu sehen, oder Selbstzweck, Lebensmitte. Wer sich einschränkt, nicht weil er wenig hat, sondern damit er mehr hat, irgendwann einmal mehr oder wer Geschenke in Geldwert umrechnet, der ist in der Gefahr, Geld und Besitz als Wert an sich zu sehen.
Michael Tillmann
(aus: Botschaft heute, Aachen 2025)