"Zum Sonntag" stellt das aktuelle Tagesevangelium mit einem zum Nachdenken anregenden Text vor.
Sonntag, 12.10.2025 - 28. Sonntag im Jahreskreis - C
11Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem:
Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samárien und Galiläa.
12Als er in ein Dorf hineingehen wollte,
kamen ihm zehn Aussätzige entgegen.
Sie blieben in der Ferne stehen
13und riefen: Jesus,
Meister,
hab Erbarmen mit uns!
14Als er sie sah,
sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern!
Und es geschah:
Während sie hingingen, wurden sie rein.
15Einer von ihnen aber kehrte um,
als er sah, dass er geheilt war;
und er lobte Gott mit lauter Stimme.
16Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht
und dankte ihm.
Dieser Mann war ein Samaríter.
17Da sagte Jesus:
Sind nicht zehn rein geworden?
Wo sind die neun?
18Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren,
außer diesem Fremden?
19Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh!
Dein Glaube hat dich gerettet.
(aus: https://www.erzabtei-beuron.de/schott
Es gibt viele Formen der Heilung, jene des Körpers, des Geistes und der Seele. Eine große Anzahl von gut ausgebildeten Fachkräften kümmert sich darum. Mit Milliarden an Mitteln wird geforscht, woher Krankheiten kommen und wie sie wieder verschwinden. Es gibt Behandlungen mit den Kräften der Natur, den Erfindungen der Technik oder der Chemie. Wenn junge Menschen trotzdem sterben, bleiben viele Fragen nach dem Warum offen.
Der Verfasser des Evangeliums erzählt von einer Situation, die leider auch heute noch verbreitet ist. Von zehn Geheilten kehrt nur einer zurück, um sich bei Jesus dafür zu bedanken. Was haben sich die anderen neun wohl gedacht? Oder was denken sich Menschen, die heute Ärzte mit dem Tod bedrohen, weil sie mit Behandlungen nicht einverstanden sind? PflegerInnen berichten von zunehmender Gewalt durch Patienten, verbal und sogar körperlich. Es gibt Angehörige, die auf Intensivstationen lautstark Forderungen nach abstrusen Medikamenten stellen, und Demonstrationen gegen Maßnahmen, die von der Wissenschaft als absolut notwendig erachtet werden.
Es ist nicht nur die Undankbarkeit, die den Gesundheitskräften ihre Arbeit noch schwerer macht. Es ist eine Vorstellung vom schnellen Anspruch auf Heilung, oft entgegen dem eigenen Handeln, das die Gesundheit schädigt. Niemand will zurück in die Zeit der „Götter in Weiß“, wo sogar offensichtlicher Missbrauch von Autorität hingenommen wurde. Aber es muss sich in Richtung einer engen Zusammenarbeit von Kranken und Heilenden entwickeln.
Und es geht um Dankbarkeit allen gegenüber, die aus Mitgefühl ihre Kraft für die beste Betreuung einsetzen. Es ist ein tagtäglicher Kampf gegen unsichtbare Feinde im Körper oder gegen „Dämonen“ im Geist, auch wenn sie heute andere Namen tragen. Es ist ein Gewinnen und oft Verlieren, das kräfteraubende Auf und Ab von schlechten und besseren Phasen, von Hoffnung und der Verzweiflung der Angehörigen. Diese brauchen in ihrem Gefühl von Hilflosigkeit oft noch mehr Zuwendung als die Kranken selbst.
Beten wir für alle, die darunter leiden, wenn nur einer von zehn Geheilten seine Dankbarkeit zeigt. Dass sie immer wieder neue Kraft schöpfen können durch den großen Heiler selbst. Und nutzen wir die wissenschaftlich bewiesene Wirkung von Gebeten zur Heilung.
Meine Version lautet: „Danke, Jesus, dass Deine heilende Kraft diesen Menschen ganz durchdringt.“ In großem Vertrauen stelle ich dann im Geist alle 7,9 Milliarden auf der Erde vor ihn hin.
Elisabeth Ziegler-Duregger
(aus: Botschaft heute, Aachen 2022)